Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

EMCAPP Journal 2

17 Seitdem habe ich Frieden mit der Krankheit. Ich leide noch oft unter Schmerzen und bin auch in vielem ein- geschränkt, aber von den Medikamenten her sehr gut eingestellt. Ich bin dankbar für wundervolle Freunde und Ärzte, die mich in dieser Zeit sehr unterstützt haben. Die Krank- heit brachte mich jedoch auch an den Punkt, mich wie- der auf Choreographie und Entwicklung von abendfül- lenden Tanztheater- Produktionen einzulassen. »Noch kannst du tanzen«, sagte ich mir. »Wenn du jetzt keine ganze Produktion machst, wird es bald nicht mehr ge- hen.« Mein Körper kann nun einiges nicht mehr tun, was mir vorher viel Spaß gemacht hat, dennoch geht es mir wesentlich besser, wenn ich täglich tanzen kann, als bei Tätigkeiten mit geringem Bewegungsumfang. Ihr neues Tanztheater »…was zum Leben übrig bleibt …« behandelt ein brisantes Thema: Wie prägen die Schatten vergangener Kriege unsere Gesellschaft? Keine einfache Kost. – Warum beschäftigt Sie dieser Stoff? Da kamen verschiedene Dinge zusammen. Als ich in Australien studierte, habe ich mich zum ersten Mal be- wusst als Deutsche im Ausland wahrgenommen. Mir schlugen viele Vorurteile entgegen und manch schlechter Witz. Bis dahin, dass mich Menschen als »Nachkommin von Hitler« betitelten oder mich mit dem Hitlergruß grüßten. Eines Tages sollte meine Tanzgruppe in einem Alten- wohnheim für KZ-Überlebende auftreten. Ich hatte mir einige Worte überlegt, die ich vortragen wollte, so- zusagen als Repräsentant für unser Land, eine Bitte um Verzeihung. Verbal und auch über einen Tanz. Unmit- telbar vor dem Auftritt wurde mir mitgeteilt, dass dies von den Verantwortlichen der Veranstaltung doch nicht gewünscht war. So tanzte ich die übrigen Tänze mit den anderen zusammen vor diesen KZ-Überlebenden, ohne etwas sagen zu können. Das hat mich lange beschäftigt und sehr aufgewühlt. Wie sind Sie damit umgegangen? Ein halbes Jahr später tanzten wir in einem Seminar ein Gebet für die Nationen. Jeder sollte sich ein Land aus- suchen, das er verkörperte und ich wählte Deutschland. Während des anschließenden Tanzes bin ich regelrecht zusammengebrochen unter der deutschen Last, die ich in diesem Augenblick spürte. Die anderen Teilnehmer haben mir durch den Tanz Versöhnung der Länder aus- gedrückt. Im anschließenden Gespräch sagte eine isra- elische Tänzerin: »Ich trage dir und den Deutschen als Volk nichts nach.« Ein unglaublich intensiver Moment. Das war wohl der Anfang für mich, mich mit dem Thema Schuld und Traumata und der Auswirkung auf spätere Generationen auseinanderzusetzen. There are now a few things my body cannot do any more and which I used to enjoy a lot, but now I feel much bet- ter when being able to dance daily than with activities involving little movement. Your new dance theatre piece, »…was zum Leben übrig bleibt …« [»…what remains for life…«], deals with a dif- ficult topic: what mark have the shadows of past wars left on our society? Not easily digestible – why did you take up this material? Here different things coincided. While studying in Aus- tralia, for the first time I was conscious of myself being German in a foreign country. Often prejudices were th- rown into my face and many a bad joke going as far as people calling me »Hitler’s offspring« or greeting me with the Nazi salute. One day, my dance group danced in a nursing-home for concentra- tion camp sur- vivors. I had thought about some words so to say as a representative of our coun- try, a plea for forgiveness. Verbally and in dance. Only shortly before the performance, I was informed this was not desired af- ter all by those responsible for the event. So I danced the other dances along with the others in front of these concentration camp survivors without being allowed to say anything. This agitated me and oc- cupied my thoughts for a long time. How did you deal with this? Half a year later, we were dancing prayers for the nations in a seminar. Each person was to choose a country and to embody it, and I chose Germany. During the ensuing dance, I broke down completely under the German bur- den felt in that moment. The other participants through their dance expressed reconciliation of the nations to me. In the following discussion, an Israeli dancer said: »I hold nothing against you and the Germans as a people«. A very intensive moment. This was then the beginning of my involvement with the subject matter of guilt and traumata and the effects on later generations. © Paul Yates - www.paulYates.com About the artist

Pages