22 cowardice bravery foolhardiness meanness generosity extravagance conceit magnanimity faint-hearted self-underestimation The philosopher of religion and theologian Romano Gu- ardini (1925/1998) sees all concrete life as characterised by certain fundamental and mutually complementary op- posing pairs. Precisely the tension between the opposites assigned to and belonging to each other enables vitality, dynamics, creates living unity instead of dead one-sided- ness: “Life consists of unified antithesis; of antithetically constructed unity. As living beings we experience each other as placed and acting in antitheses; built on antithe- ses and developed in them.” (Guardini, p. 133) For him, to these antitheses belong e.g. act and structure (action and finished product, change and constancy). Life is constant change, growing, developing, flowing of creative activity on the one side and establishment, per- manence of the clearly structured building, durability, a structure withstanding everything on the other. If life were only act (action), i.e. only change, growth, de- velopment, it would be chaotic and therefore ultimately impossible, it would agitate itself to death and dissolve. If life were only establishment, permanence, a structure withstanding everything, it would be rigid, immobile and therefore likewise dead. Only in the interplay of act and structure, in the rhythmically (i.e. at the right time) changing growth and receding of one side or the other is life possible (in interaction with further typical opposing pairs). It is the same with order and originality, another oppo- sing pair: “As living beings we experience how life has a rule, can become order, and yet, on the other hand, co- mes and goes when and as it pleases. Such originality of life does not interrupt the rule; the rule does not fail in it, but it is something different, of its own kind, coming to us from its own direction of meaning, joining with the rule to form the foundation for the attitude of the living being.” (Guardini, p. 135) The resolution of the tension-laden antithesis lies, for Gu- ardini, neither in the emphasis of a “better” side, nor in a compromise, in a mixture in which each side is used a little or a superordinate harmony found. Rather, each pole must express itself clearly, since life carries different independent areas in itself, although these do not dissoci- ate as alien areas. For, despite the experience of antithesis, they are related and necessarily belong together. The rhythm between healthy poles Learning to live out the fundamental tension and affili- ation of antitheses as the basis of a healthy liveliness in human attitudes and modes of behaviour is also descri- bed by Hanne Baar (1994) as a task for therapeutic con- Feigheit Tapferkeit Tollkühnheit Geiz Freigebigkeit Verschwendung Aufgeblasenheit Seelengröße Kleinmütige Selbstunterschätzung Der Religionsphilosoph und Theologe Romano Guardini (1925/1998) sieht alles konkret Lebendige durch einige grundsätzliche und sich ergänzende Gegensatzpaare ge- kennzeichnet. Gerade die Spannung zwischen einander zugeordneten und zugehörigen Gegensätzen ermöglicht Lebendigkeit, Dynamik, bewirkt statt toter Einseitig- keit lebendige Einheit: „Das Leben besteht in geeinter Gegensätzlichkeit; in gegensätzlich aufgebauter Einheit. Lebend erfahren wir uns als in Gegensätzen stehend und wirkend; auf Gegensätzen aufgebaut und in solchen entfaltet.“(Guardini, S. 133) Zu diesen Gegensätzen gehören für ihn z.B. Akt und Bau (Aktion und fertiges Produkt, Wandel und Beständig- keit). Leben ist ein dauernder Wandel, ein Wachsen, Ent- wickeln, Fließen des schaffenden Tätigseins auf der einen Seite, und ein Feststehen, Andauern des klar gefügten Gebäudes, der widerstandsfähigen, sich behauptenden Struktur auf der anderen Seite. Wäre Leben nur Akt (Aktion), also nur Wandel, Wachsen, Entwickeln, so würde es chaotisch und damit schließlich unmöglich, es würde sich zu Tode agieren und auflösen. Wäre Leben nur Bau, nur Feststehen, Andauern, sich be- hauptende Struktur, so würde es starr, unbeweglich und damit ebenfalls tot. Nur im Zusammenspiel von Akt und Bau, im rhythmisch (d.h. zur rechten Zeit) sich ändern- den Zunehmen und Abnehmen der einen oder anderen Seite ist Leben möglich (im Wechselspiel mit weiteren ty- pischen Gegensatzpaaren). Ebenso ist es mit Ordnung und Ursprünglichkeit, einem anderen Gegensatzpaar: „Lebend erfahren wir, wie Leben Regel hat, Ordnung werden kann, und es doch wiederum kommt und geht, wann und wie es will. Solche Ursprüng- lichkeit des Lebens unterbricht nicht die Regel; die Regel versagt nicht in ihm, sondern es ist ein Anderes, Eigenes, aus eigener Sinnrichtung Herkommendes, das mit der Regel zusammen die Haltung des Lebendigen begrün- det.“ (Guardini, S. 135) Die Lösung der spannungsreichen Gegensätzlichkeit liegt für Guardini weder in der Betonung einer „besse- ren“ Seite, noch im Kompromiss, in einer Vermischung, bei der jede Seite ein wenig aufgegriffen, eine übergeord- nete Harmonie gefunden wird. Vielmehr muss jeder Pol klar zur Geltung kommen, da Leben verschiedene eigen- ständige Bereiche in sich trägt, die aber dennoch nicht in fremde Bereiche zerfallen. Denn trotz erlebter Gegen- sätzlichkeit sind sie verwandt und gehören notwendig zusammen. Der Rhythmus zwischen gesunden Polen Die grundsätzliche Spannung und Zusammengehörigkeit Christian Anthropology