64 Neologism 3 “Vertrautheitserkenntnis”: knowledge born of familiarity/intimacy In our view, the pivot of a biblical understanding of reality is that we, in our search for knowledge, are not facing sim- ply some object of knowledge or REALITY as something impersonal. We are always facing, in all aspects of crea- ted being, God, REALITY in person, as the originator and preserver of all reality, who wishes to give revelation of himself and his creation. We must therefore take fully into account, in our search for knowledge, that we are dealing with a “personal object of investigation”. If we consider how two persons gain deep knowledge of and about each other, we set off principally on the path of the lived relationship, the encounter. Only after having fel- lowship with a person, coming to him, can I get to know him, something of his most inner self. If I see a person face to face, and he shares with me what moves his heart, I can become familiar or intimate with him; I do not sim- ply have some knowledge of him, but knowledge born of familiarity/intimacy as the Catholic theologian August Brunner names the richest and truest and most compre- hensive knowledge of a person. (Brunner, A., 1985) This real knowledge of a person is only possible if the other is prepared to reveal himself, to communicate from his innermost self. “From outside”, purely from gestures, facial expressions, actions etc., one can indeed deduce certain conclusions but, without voluntary self-revelation by the person in question, any access to the essential na- ture of this person is fundamentally barred. Correspondingly, we have to venture into a personal re- lationship with God, the creator himself, as made possi- ble for us by salvation in Jesus and brought to life by the Holy Spirit. On the basis of this relationship, the creator of man can reveal himself and furthermore reveal how he conceived that his creature should be. He can open up to us general connections in the inner life of his creature and can give us revelation about the concrete situation of a person, about his needs and fears, about possible paths opened by God. He also wishes to give us revelation about ourselves in this way, to show us the tendency of our hearts and neces- sary changes of the heart. It is thus a question of receiving from him a view of eve- rything. We do not primarily seek expert object knowledge about reality, but rather personal knowledge from the creator. Enquiring after a path of knowledge in the biblical sense means, first of all, enquiring after the possibility of relati- onship and familiarity. Neologismus 3 Vertrautheitserkenntnis Wir sehen als den Dreh- und Angelpunkt eines biblischen Wirklichkeitsverständnisses, dass wir bei unserer Erkennt- nissuche nicht einfach irgendwelchen Erkenntnisobjek- ten gegenüberstehen, nicht DER Wirklichkeit als etwas Unpersönlichem. Als dem Ursprung und Erhalter aller Wirklichkeit stehen wir in allem Geschaffenen immer Gott gegenüber, DEM Wirklichen als Person, der uns Of- fenbarung über sich und seine Schöpfung schenken will. Deshalb müssen wir in unserem Suchen nach Erkennt- nis einem „personalen Erkenntnisobjekt“ gerecht werden können. Wenn wir überlegen, wodurch zwei Personen in der Tiefe Erkenntnis über- und umeinander gewinnen, stoßen wir vor allem auf den Weg der gelebten Beziehung, der Begeg- nung. Erst wenn ich mit einer Person Gemeinschaft habe, ihr nahe komme, kann ich sie selbst, etwas von ihrem In- nersten kennen lernen. Wenn ich eine Person von Ange- sicht zu Angesicht sehe, und sie mir Anteil gibt an dem, was ihr Herz bewegt, kann ich mit ihr vertraut werden, habe ich nicht nur irgendeine Erkenntnis über sie , son- dern Vertrautheitserkenntnis, wie der kath. Theologe Au- gust Brunner die reichste und wahrste und umfassendste Erkenntnis einer Person nennt. (Brunner, A., 1985) Diese wirkliche Personenerkenntnis ist nur möglich, wenn der andere bereit ist, sich zu offenbaren, von sei- nem Innersten mitzuteilen. „Von außen“, aus dem rei- nen Nachvollzug von Gestik, Mimik, Handlungen etc. kann man zwar gewisse Rückschlüsse ziehen, doch ohne freiwillige Selbstoffenbarung der betreffenden Person ist prinzipiell jeglicher Zugang zum Eigentlichen der Person verschlossen. Dementsprechend müssen wir uns als Grundlage al- ler Erkenntnis auf eine persönliche Beziehung zu Gott, dem Schöpfer selbst einlassen, wie sie Jesus uns durch Erlösung ermöglicht und der Heilige Geist sie lebendig werden lässt. Aus dieser Beziehung kann uns der Schöp- fer des Menschen sich selbst offenbaren und außerdem offenbaren, wie er sich sein Geschöpf gedacht hat. Er kann uns allgemein Zusammenhänge im Inneren sei- nes Geschöpfes erschließen und kann uns Offenbarung schenken über die konkrete Situation eines Menschen, über seine Nöte und Ängste, über mögliche Wege von Gott her. Auch über uns selbst möchte er uns in dieser Weise Of- fenbarung schenken, uns unsere eigene Herzensausrich- tung und nötige Herzensveränderung aufzeigen. Es geht also darum, ALLES von Ihm her in den Blick zu bekommen. Wir suchen nicht zuerst Sacherkenntnis über die Wirk- lichkeit, sondern Personerkenntnis mit dem Schöpfer. Im biblischen Sinn nach einem Erkenntnisweg zu fragen heißt, zuerst nach der Möglichkeit von Beziehung und Vertrautheit zu fragen.